Wir erleben oft das Gefühl des Hin- und Hergerissen-Sein in unserem Kopf. Fast als ob unterschiedliche Stimmen auf uns einreden.

Wem sollen wir vertrauen?

Der klaren Stimme unseres Verstandes oder der leisen Sehnsucht unserer Emotionen?


Wenn dein Herz und dein Gehirn sich widersprechen, dann tu, was dein Herz dir sagt, aber kontrolliere es stets mit deinem Gehirn. - Werner Braun


Es muss kein Entweder Oder sein.

Sondern wir können lernen, wie diese Teile zusammenarbeiten.


Warum es wichtig ist, sein Gehirn und Psyche zu verstehen

Du kannst dein Verhalten und Vergangenheit besser nachvollziehen und verstehen.

Manches wird dir immer ein Rätsel sein und einiges kannst du erklären, im Nachhinein verstehen und Mitgefühl haben.


Du triffst bessere Entscheidungen, weil du dich nicht einem Teil ausgeliefert fühlst, z.B. deinen Emotionen oder deinem mäkelnden Verstand, sondern die Aufgabengebiete und Weisheit von jedem Teil kennst.


Und das führt zu besseren Sex, weil du verstehst, warum du so oder so tickst und nachhaltig Veränderungen anstoßen kannst.


Denn hier hilft uns eine andere Eigenschaft unseres Gehirns:

Die Eigenschaft, sich ändern zu können, egal was in der Vergangenheit passiert ist oder wie viele Lebensjahre wir zählen (= Neuroplastizität).


Das vereinfachte Modell des dreiteiligen Gehirns (=Triune Brain) und seine Aufgaben

Das vereinfachte Konzept des Gehirns von Paul MacLean (vorgestellt 1990) teilt unser schönstes Organ in drei Teile auf. Das Modell ist zwar inzwischen wissenschaftlich überholt, da sich das Gehirn nicht streng in diese Aufgabenbereiche einteilen lässt.


Dennoch hilft dieses Modell den Bezug zwischen rationalen Denken, Emotionen und Trieben herzustellen.


Aufbau und Funktion des Gehirns


Stammhirn/Reptiliengehirn/Primal Brain

Das Reptiliengehirn sorgt für die Basis unserer Funktionen wie den Lebenserhalt (Atmung, Herzschlag, Zellwachstum etc.), Instinkte und Reflexe, die zu unserer Sicherheit beitragen (z.B. Wegziehen der Hand bei einem offenen Feuer).

Hier liegt alles, was uns angeboren ist und was sich relativ wenig um die neue „moderne“ Zeit kümmert, sprich sowas wie pure wilde Lust ohne Grenzen oder dem Wunsch, zugehörig zu sein (weil Zugehörigkeit zu einer Gruppe Sicherheit bedeutet).

Dies kann also im Kontrast zu dem stehen, was wir tatsächlich wollen.


Limbisches System/emotionales Gehirn

Das sogenannte limbische System ist unser emotionales Gehirn und verbunden mit Erinnerungen und Motivation.

Das „Gefühlszentrum“ in deinem Kopf unterteilt sich in:

  • Amygdala (Frühwarnsystem, Sicherheit zuerst, Reflexe)
  • Hippocampus (speichert Events langfristig und umgeht somit eine neue Evaluation jedes Mal z.B. gelernte Ängste vor Objekten oder Menschen)
  • Hypothalamus (Kontrollcenter, nimmt Daten unserer 5 Sinne auf aber auch Temperatur, Blutzucker, Hormone, aktiviert bestimmte Reize und schüttet Hormone aus)


Das limbische System macht unser Leben erst lebenswert, indem es Bewertungen einführt und wir nicht das Leben als eine graue Masse wahrnehmen in der es keinen Unterschied zwischen Heute und Morgen, Traurigkeit oder Glückseligkeit gibt.

Deswegen findet man hier unsere Lust und Erregung, die Signale, die dir dein Gehirn gibt was sich toll anfühlt und was man lieber bleiben lassen sollte.


Neo-Cortex/Rationales Gehirn

Im Cortex sitzt vor allem der Anteil, der uns so weit gebracht hat in der menschlichen Entwicklung wie die Sprache, logisches Denken, Kreativität, Intelligenz, Gedächtnis und die Fähigkeit über sich selbst nachzudenken (das Monkey-Brain ist eine sehr menschliche Errungenschaft).


Dieses rationale Nachdenken wird dann in den Hintergrund geschoben, wenn das limbische System eine echt (aber auch eingebildete) Bedrohung wahrnimmt und es läuft ein für dich typisches Programm ab.

Wie z.B., wenn dir jemand das Herz gebrochen hat, du Intimität als Bedrohung wahrnehmen könntest und dich lieber zurückziehst oder eine beginnende Beziehung boykottierst.


Im Gegensatz zu dem limbischen System und dem Reptiliengehirn ist der Neo-Cortex das langsamste Teil der Gehirnstruktur. Sicher hast du es auch schon erlebt, wenn du im Affekt gehandelt hast oder Dinge gesagt hast, die du nicht wolltest.


Das liegt schlicht daran, dass dein rationaler Teil bei weitem nicht so schnell ist.

Nämlich 3,5-mal langsamer als das limbische System und 23-mal langsamer als das Stammhirn (Quelle). 


Allerdings sind die Entscheidungsprozesse deutlich komplexer.

(Ich meine, die Leidenschaft und Rechenleistung, die unser Gehirn dafür benutzt, um zu überlegen, ob es energiesparsamer ist sich aus den Überresten im Kühlschrank Etwas zu essen zu machen oder lieber noch eine halbe Stunde zu hungern bis der Lieferdienst da ist, ist erstaunlich.)


Beim Sex bemerkt man das rationale Gehirn in seiner eher lästigen Fähigkeit unnötige Gedanken in das Liebesspiel zu bringen (Einkaufszettel, kennste?), ständig zu hinterfragen aber auch Entscheidungen zu treffen und Wünsche zu formulieren.


Konfliktpotenzial der drei Bereiche

Hier einige Situationen, wie diese Teile miteinander im Konflikt stehen können im Sexleben:

  • Dein Primal Brain einfach nur laut und ungezügelt seine Lust herausschreien möchte und dein Cortex so: Aber die armen Nachbarn, und was soll denn mein neuer Partner denken, das klingt bestimmt wie ein brunftiger Affe, ich bin noch eine anständige Dame/Herr.

  • Dein Cortex dir sagt, dass du gerne sanften und spirituellen Slow Sex haben möchtest, dein Primal Brain aber dezent gähnt bei der Vorstellung und keine Lustwellen aussendet.

  • Wenn dein limbisches System die schönsten Fantasien hat und dein Cortex entsetzt den imaginären schwarzen Mantel darüberlegt. Sowas wollen wir hier nicht haben, klar?

  • Wenn du eigentlich ziemlich Lust hast, deine Arbeitskollegin zu vernaschen aber dein Cortex besser weiß was lieber nicht am Arbeitsplatz stattfinden sollte.

  • Wenn dein limbisches System das Gefühl der Hingabe eigentlich genießt, dein Stammhirn aber gelernt hat, dass es sich nicht sicher anfühlt (oder sich ein Partner nicht sicher anfühlt), sodass du immer in der Kontrolle bist und dich nicht fallenlassen kannst.

  • Wenn dein Cortex ständig neue Ausreden erfindet, warum Sex keine gute Idee ist

  • Wenn dein limbisches System Sex nur mit bestimmten Gefühlen genießt (z.B. Angst, Scham, Unterdrückung) und sich alles andere langweilig anfühlt.

  • Wenn dein Primal Brain und dein limbisches System gelernt haben, dass Sex und Lust nicht okay ist (Ekel bei Masturbation, Darstellung in den Medien, Übersexualisierung in der Gesellschaft) und es dir schwerfällt, dich darauf einzulassen.



So findet wahre Transformation statt

Wie eingangs schon erwähnt, haben wir immer die Möglichkeit unsere innere Realität zu ändern. Das heißt nicht, dass es leicht ist oder schnell geht.

Aber der leider noch immer verbreitete Ansatz, dass wir „so sind wie wir sind“ ist schlicht falsch.


Wie funktioniert also Veränderung auf neurologischer Ebene?

Lernen, welcher Bereich was braucht.

Mit dem Verständnis der drei Bereiche kannst du dafür sorgen, dass jeder Teil das bekommt was er braucht.


Dein limbisches System will fühlen und nicht darin bewertet werden, was es gerade wahrnimmt. Halte dich in den Gefühlen, lass sie durch dich strömen und nehme gleichzeitig auch andere Gefühle wahr. Nichts ist nur 100% eine Emotion.


Dein Cortex braucht eine vernünftige Erklärung, du kannst seine Glaubenssätze und Geschichten hinterfragen.


Und dein Stammhirn will dich beschützen. Lass also Stress abfließen (z.B. durch Bewegung, Atmung) sodass dein Primal Brain nicht ständig im „unsicher“-Modus ist. Auch Rituale mit allen fünf Sinnen helfen dabei, jeden Teil von deinem System zu aktivieren.


Alle Übungen, die ich hier auf der Webseite teile oder in meinen Coachings verwende, verbinden genau diese drei Bereiche miteinander, weswegen sie nachhaltiger sind als z.B. eine reine Kopfmeditation.


Der Grundsatz dabei sollte immer Liebe und Verständnis sein. Transformation kann nicht erzwungen werden und darf auch leise sein. Schutzmechanismen (z.B. das Gefühl festzustecken oder aus dem Körper zu gehen) sollten anerkannt werden, denn sonst werden sie noch rigoroser.


Erlaube dir selbst die Möglichkeit einer anderen Realität aber erzwinge es nicht.

(Ich habe um die 5 Jahre gebraucht, um die Realität anzuerkennen, dass mein Körper nicht das Schlimmste auf Erden ist und dass ich durchaus meine Freude mit ihm habe).


Ich verabschiede dich in deinen heutigen Tag mit einer Frage, die deinen Cortex herausfordert:

Was könnte noch wahr sein (Glaubenssatz, Situation)?


Alles Liebe

signature_jessica

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