Klopf, Klopf.
Wer da?
Snape. Nein Hermine. Oder doch diese Lästertante?
In deinem Kopf sind gerade mehrere Stimmen, die lauschen, ihre Fäden im Hintergrund ziehen und dir in passenden und unpassenden Situationen Kommentare zuflüstern.
Ich möchte dir hier zeigen warum diese multiplen Stimmen und Persönlichkeiten* Sinn machen und wo die wahre Kraft in ihnen liegt.
*Anm.: Ja es gibt auch eine psychische Störung, in der die Persönlichkeiten so unterschiedlich und stark sind, dass man diese nicht mehr unter einer Persönlichkeit zusammenfassen kann – das hier ist nicht damit gemeint
Manche davon sind hilfreich und wollen Großes mit uns und viele andere halten uns klein und übernehmen Rollen aus der Vergangenheit.
Du kannst dich jedoch entscheiden welchem Rat du folgst.
Du hast die Kraft und die Macht, du bist die Königin in deinem Reich und führst zu deinem eigenen Wohl.
Unsere vielschichtige Persönlichkeit zu kennen befreit uns von unserer eigenen Geschichte, von unserem Ego.
Lass mich dir eine Geschichte beim Dating erzählen.
3 Tage.
Solange wartete sie schon auf eine Antwort.
Warum meldete er sich nicht?
"Ich will doch einfach nur ein bisschen geliebt werden"
"Du bist ihm nicht schlank genug"
"Du warst vielleicht etwas zu emotional das letzte Mal"
Diese Stimmen kreisten schon seit Tagen in ihrem Kopf herum.
Doch da, ganz zart im Hintergrund hört sie:
"Du weißt nicht, warum er sich nicht meldet. Du bist trotzdem toll so wie du bist. Warte nicht sondern mach dir einen schönen Tag"
Wer sind diese Stimmen?
Beispiele von inneren Stimmen
Jeder hat ein wenig andere Anteile in sich, die ganz stark von der Kindheit, der Umgebung, den eigenen Erfahrungen geprägt sind und doch sind sie recht ähnlich.
Damit du sie besser erkennst und dich selbst tiefer kennenlernst als du je gewagt hast, stelle ich dir nun einige davon vor.
Gut zu wissen: Manche Anteile können schüchtern oder dominant sein, vielleicht weil sie jahrelang unterdrückt worden sind oder es immer der sicherste Weg war, dieser Persönlichkeit blind zu folgen.
1. Das innere Kind
"Sei lieb zu den anderen, sonst mag man dich nicht mehr“
Daran erkennst du es: Meistens ein ängstlicher, junger Anteil, der alles dafür tut, um gesehen und geliebt zu werden, mischt sich häufig ihn Angelegenheiten ein, für die es nicht zuständig ist.
Die wahre Kraft: Verspielt, sorgenlos und kreativ zu sein in einem sicheren Rahmen
Wie du es integrieren kannst: Ein Gespräch führen und klare Grenzen setzen, immer wieder fühlen, was das innere Kind jetzt braucht (häufig Liebe)
2. Der Moralapostel
„Das ist nicht okay, nicht erlaubt und überhaupt moralisch nicht vertretbar“
Daran erkennst du es: Hat immer einen mahnenden Ton und einen erhobenen Zeigefinger. Hält viele gesellschaftliche Glaubenssätze für wahr und bremst dich aus.
Die wahre Kraft: Möchte dich eigentlich vor Fehlern bewahren und dich beschützen (z.B. vor Ausgrenzung)
Wie du es integrieren kannst: Suche aktiv nach Beispielen in deinem Leben, wo es nicht geklappt hat, dich gesellschaftlich korrekt zu verhalten, sondern dir sogar geschadet hat. Hinterfrage aktiv seine Glaubenssätze und suche nach Gegenbeispielen.
Hier eignet sich auch sehr gut „The Work“ von Byron Katie.
3. Inneres Yin
„Ich brauche gerade meine Ruhe und muss für mich sorgen“
Daran erkennst du es: Versucht dich immer wieder daran zu erinnern, Pausen zu machen, für dich und andere zu sorgen. Macht sich Sorgen um die Welt und ihren Platz darin.
Die wahre Kraft: Fallenlassen, Kraft schöpfen, Sanftheit
Wie du es integrieren kannst: Höre auf sie und ihre sanften Hinweise, was dir gerade gut tut. Wenn du weißt, dass du ihr normalerweise kein Gehör schenkst, gehe aktiv ein paar Mal am Tag in dich und frage diesen Teil.
4. Inneres Yang
„So, der Plan steht also lass uns das jetzt durchziehen.“
Daran erkennst du es: Tritt sehr kraftvoll und rigoros auf und sagt klar seine Meinung. Übergeht dabei manchmal die Empfindungen von anderen Menschen. Kann dich gut verteidigen und beschützen.
Die wahre Kraft: Durchsetzungskraft, Projekte vorantreiben, Führung übernehmen, Probleme lösen und Grenzen setzen
Wie du es integrieren kannst: Gebe ihm den „Job“ für deine Sicherheit und Grenzen zu sorgen und dich zu motivieren, Dinge voranzutreiben. Suche das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang.
5. Der innere Kritiker (bis hin zum Selbsthass)
„Gibt dir keine Mühe, du bist es eh nicht wert“
Daran erkennst du es: Nörgelt ständig an dir herum, erkennt deine Leistungen nicht an, findet jede Stelle an deinem Körper die nicht perfekt ist (also alles) und sowieso bist du eigentlich ein Fehler des Universums auf zwei Beinen.
Die wahre Kraft: Bringt dich zu Höchstleistungen, wenn du seine konstruktive Kritik annimmst.
Wie du es integrieren kannst: Ganz klar: Grenze ziehen. Du wirst dich von diesem Teil nicht fertigmachen lassen. Hinterfrage wo dieser Teil her kommt, von wem er dieses Verhalten gelernt hat und ob es dich weitergebracht hat.
6. Der Rebell
„Ich lass mir überhaupt nicht vorschreiben was ich zu tun und zu lassen habe“
Daran erkennst du es: Geht sofort an die Decke, wenn er Vorschriften und Regeln einhalten soll, die für ihn keinen Sinn machen.
Die wahre Kraft: Kritisches Hinterfragen und Plausibilität prüfen, mit eigenen Lebenszielen abgleichen
Wie du es integrieren kannst: Seine Meinungen wertschätzen und als Anreiz nehmen zu prüfen, wie diese von Belang bei dir sind, oder ob der Rebell einfach nur des Neins wegen Nein sagt. Balance halten ist hier wichtig.
7. Der Verurteilende
„Guck dir mal den an. So kann man doch nicht rumlaufen.“
Daran erkennst du es: Das ist die Lästertante in dir. Sie gibt grundsätzlich ihren Senf zu dem Verhalten und Aussehen von anderen Menschen ab, um dich auf ein höheres Podest zu stellen. Ist der nach außen gerichtete Kritiker.
Die wahre Kraft: Ein Spiegel, wie du selbst über dich denkst.
Wie du es integrieren kannst: Wenn du sie bemerkst: Halte an und frage dich, was diese Aussage über dich sagt. Was möchtest du nicht fühlen. Wovor hast du Angst, dass du jemand anderen kritisieren musst? Je mehr du den inneren Kritiker integrierst, desto mehr integrierst du auch den Verurteilenden.
8. Ozean der Traurigkeit
„Ich will einfach nur heulen wegen der Welt und der Ungerechtigkeit um mich herum“
Daran erkennst du es: Hat immer eine melancholische Stimmung und ihn kann alles zur Verzweiflung bringen. Und nein, es gibt kein Ende der Tränen.
Die wahre Kraft: Einfach mal nur für dich sein und die Traurigkeit zulassen.
Wie du es integrieren kannst: Der Traurigkeit Raum geben und fühlen, dass nicht alles von dir kommen muss (z.B. aufgenommene Traurigkeit von anderen Menschen und sogar anderen Generationen). Und dann auch bewusst wieder Freude in das Leben lassen. Es darf beides gleichzeitig sein.
Die Liste kann endlos weitergehen. Und du wirst bei dir selbst immer mehr Anteile wahrnehmen und fasziniert davon sein, wie vielfältig du bist.
Jede Emotion, jeder Charakterzug von dir kann eine eigene Persönlichkeit sein.
Am Anfang wirst du nur wenige Persönlichkeiten gut unterscheiden können, bis es immer mehr werden, die Unterscheidung immer feiner wird.
Mit schwierigen Persönlichkeitsanteilen umgehen
Gerade bei den schwierigen Teilen kann es sehr erleichternd sein, ihnen erheiternde Namen zu geben, die sich stimmig für dich anfühlen.
Zum Beispiel:
Statt innerer Kritiker: Nörgeltante, Severus Snape
Statt Ozean der Traurigkeit: Schwarze Wolke, Neville Longbottom
Statt Verurteilende: Judgy Mc Judgeface (den habe ich von Layla), Draco Malfoy
Integrieren statt Unterdrücken von inneren Stimmen
Ein wunderschönes Bild, was ich erstmals aus dem VITA-Training (meiner Coachingausbildung) gelernt habe:
Stell dir vor, du hast in deinem Herzen einen virtuellen runden Tisch, indem du in der Mitte sitzt. Und um dich herum siehst du deine ganzen Persönlichkeitsanteile. Du siehst ein Bild von ihnen das vielleicht einem bekannten Menschen entspricht, vielleicht auch nur eine Farbe, eine Form oder ein Gefühl, dass für diesen Teil so passend ist.
Und jeder ist eingeladen an diesem Tisch. Deine innere Göttin, die deine Schönheit jeden Tag sieht, genauso wie der Selbsthass, der dich nur im negativen Licht sehen kann.
Jeder hat eine Stimme. Jeder hat einen Platz.
Und du hörst ihnen zu. Du hörst ihre Wünsche und ihre Ängste.
Wie eine gute Königin lässt du dich von jedem beraten, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen.
Wer möchtest du sein?
Was würde dich erblühen lassen?
Was willst du wirklich?
Und dann treffe selbstsicher deine Entscheidung.
Das können auch Entscheidungen sein wie „Mein inneres Kind hat nichts in meiner Sexualität und Beziehungen zu anderen Menschen zu suchen daher setze ich ihm diese Grenze. Es kann gerne spielen, Spaß haben und ungezwungen kindisch sein in passenden Situationen“
Das ist wahre Macht.
Und sei dir immer bewusst, dass keine deiner Persönlichkeiten mehr Macht hat als du. Denn aus dir entspringen sie.
Dieses ganze Konzept ist da, um dir zu dienen, damit du in deinem (Sex-)Leben erblühen kannst.
Welchen Namen gibst du deinen Persönlichkeiten/inneren Stimmen?