4 unglaubliche Stunden.

So viel Zeit hatte ich an jenem Abend verschwendet.

Ich erinnere mich an nichtssagende Gespräche, einen gutaussehenden Manager und einen Pub im Braunschweiger Magniviertel.

Danach Sex, dessen einziges Schönes war, dass er nur 10 Minuten dauerte.


Wie kam es dazu?  


Schuld ist mein „braves Mädchen“ Syndrom.

Ich dachte es schickte sich nicht, dass Date nach einer Stunde abzubrechen. Oder mich nicht erkenntlich zu zeigen, weil er meine Drinks gezahlt hatte.

Und so tat ich, was ich dachte, was von mir erwartet wurde.

Großer Fehler.


Wer also ist dieses "gute" oder "brave" Mädchen?

Das ist der Teil, der dich so fühlen lässt, als ob du für einen anderen verantwortlich bist (emotional) und du deswegen dich nach den Wünschen deines Gegenübers orientierst.

Es zeigt sich darin, dass du es anderen ständig recht machen möchtest und du dabei deine eigenen Wünsche übergehst.

Sie hält sich lieber im Hintergrund und tut seine kontroverse Meinung nicht kund aus Angst, nicht gemocht zu werden oder unangenehm im Rampenlicht zu stehen.


Fakt ist:

Auch wenn es „Mädchen“ heißt, hat fast jeder Mensch diesen Teil in sich. Bei Frauen ist er nur häufiger zu beobachten (was vermutlich an der Erziehung liegt).


Die Ursache des „guten Mädchens“

Wie so viele Teile in uns, kann das „brave Mädchen“ sich in der Kindheit ausgebildet haben. Wenn du als Kind gelernt hast, dass du nur liebenswert bist, wenn du brav und ruhig bist, wirst du immer seltener deine Bedürfnisse vehement vertreten.

Aber auch alte Beziehungen können diesen Teil stärken. Wenn dir erzählt wird, dass deine sexuellen Wünsche seltsam sind oder deine sexuelle Offenheit verstörend, wirst du dich mehr zurückziehen.


Es kann auch ein Schutz sein, sich mehr auf die Bedürfnisse deiner Eltern oder Mitschüler zu konzentrieren, wenn diese (verbal oder körperlich) aggressiv sind.

Wenn wir in einer solchen Stressreaktion sind, hat der Körper verschiedene Strategien entwickelt. Die bekanntesten sind Flight (Flucht), Fight (Angriff) und Freeze (Erstarren). Aber es gibt noch eine etwas unbekanntere Form, das Fawning.

Das hilft den Stress zu verarbeiten, in dem es sich bei dem Aggressor/Täter einschmeichelt, um dadurch weniger Angriffsfläche zu bieten.


Wenn du "nett" und "lieb" sein willst, dann ist das auch bequem. Nicht nur für den anderen (weil er es mit einer unkomplizierten, einfachen Person zu tun hat, die nicht Nein sagt), sondern auch für dich.

So wirst du nicht gezwungen, deine Bedürfnisse zu verhandeln, dich verletzlich zu machen und eben auch ein "Nein" von der anderen Person zu riskieren.


So wirkt sich das „gute Mädchen“ auf Sex aus

Wenn das „gute Mädchen“ zu viel Einfluss in deinem Sexleben hat zeigt sich das in mehreren Situationen:

  • Angst haben, Fantasien zu teilen (das macht ja schließlich ein "gutes Mädchen" nicht)
  • Kein Nein zu sagen zu bestimmten Praktiken oder Sex allgemein aus Angst zu enttäuschen
  • das Gefühl, jemanden etwas schuldig zu sein (nachdem dich jemand z.B. auf einen Drink eingeladen hat)
  • Unterdrückung der sexuellen Lust (ist ja schmutzig) und damit Langeweile im Bett


Die eigentliche Gefahr dieses Syndroms ist das konsequente Unterdrücken von Bedürfnissen. Dadurch verändert sich nicht nur die Persönlichkeit (Wer bist du denn darunter?), sondern du bist massiv abhängig von anderen Menschen und deren Bedürfnissen.

Im Hintergrund ist die ständige Angst vor Zurückweisung. Denn was passiert mit dir, wenn das „brave Mädchen“ dir Sicherheit gibt und du jetzt nicht mehr nett sein willst?

Das kann Panik auslösen.


Der Ausweg - die Lösung aus dem Dilemma des „guten Mädchens“

Besonders auch wegen dem letzten Punkt: Lass es langsam angehen.


Wichtig ist, deine Bedürfnisse wirklich ernst zu nehmen. Das heißt, dass du dir erstmal bewusstwirst, was du eigentlich brauchst und möchtest. Welche Signale schickt dir dein Kopf und Körper? Kannst du diese erstmal einfach annehmen, ohne zu urteilen?

Im nächsten Schritt kannst du überlegen, wie du dieses Bedürfnis befriedigen kannst. Braucht es eine andere Person oder kannst du es dir selbst geben?


Wenn du das Gefühl hast, dich ständig nach den Bedürfnissen von anderen zu richten, solltest du untersuchen, ob das eine Fawning-Reaktion von dir ist, vielleicht auch mit Hilfe von Therapie oder Coaching.

Hier ist es absolut wichtig, dass dein Körper durch den Stress durchgehen kann und du eben nicht mehr angewiesen bist auf diese Reaktion.


Ein Weg, um einen Teil des „braven Mädchens“ gehen zu lassen, ist ein spezifisches Ritual. Du kannst dir auf einen oder mehren Zetteln aufschreiben was du gehen lassen möchtest und diese dann nacheinander über einer Kerze oder offenen Feuer verbrennen.

Parallel dazu überlegst du dir, was du dir stattdessen in dein Leben holen möchtest.


Beispiel


"Ich lasse den Teil gehen, der nicht Nein sagen kann. Ich möchte den selbstbewussten Anteil in mir stärken, der mit Leichtigkeit Grenzen setzen kann."



Werde dir den Anteil des „lieben Mädchens“ in dir bewusst. Vermutlich hat sie eine Art Schutzfunktion für dich und das ist okay.

Lass die Möglichkeit zu, dass auch eine andere Realität existiert und fang mit kleinen Dingen an (z.B. mit Handgesten, wenn du gerade keine Annäherung möchtest).

Denk daran: Du bist immer stärker als dieser Teil.



Alles Liebe

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